Archiv für den Monat: Januar 2013

2013 – Januar

Ein gesegnetes Neues Jahr …

… all meinen Lesern, Bekannten und Freunden.

… und ich fange wie immer, wieder von vorne an: Der Januar ist weiß, genau wie das „i“, die „1“ und der Sonntag. Das Besondere am Januar sind noch ein paar eingesprenkelte Tupfen Grün und Rot, aber nur ganz fein.

Ich webe wieder Schals, erfreulicherweise eine Auftragsarbeit:

Schal Dschungelgold

Ein wunderbar weicher, warmer Winterschal aus Chenille, und einer Schurwolle/Alpaka-Mischung

Und die kleine Geschichte von der Drachenfliege ist fertig geworden, allerdings auch viel länger als erwartet. Vermutlich werde ich sie verlinken, dann können sie alle am Stück lesen und müssen sich nicht mühsam durch die Fortsetzungen klicken. Viel Spaß!

Fortsetzung Die Drachenfliege

Die Menschen beschimpften ihn, allen voran der Bürgermeister. Sie wollten seine Feuerfontänen sehen. Mondraigur brachte aber nur noch kleine Flammen zustande, nicht größer als von einem Feuerzeug. Sie warfen mit Dreck und Steinen nach ihm, und die klirrende Kette scheu­erte über seine Haut, sobald er sich bewegte und tiefer in die Höhle zurückweichen wollte. Mondraigur wurde sehr traurig. Wer genau hinsah, konnte sogar Tränen unter seinen Augen erkennen. Aber bei dem schlechten Licht in der Höhle, sah das kaum jemand. Allerdings ließen die Tränen Mondraigurs Feuer endgültig erlöschen. Nur noch kleine Rauchwölkchen kräuselten sich aus seinen Nasenlöchern, wie bei einem Räu­chermännchen.
Der Bürgermeister ärgerte sich, dass der Drache nicht mehr so funktionierte, wie er das gerne gesehen hätte. Er brachte ihm noch mehr Wurst und Fleisch, obwohl er sich schon dachte, dass das nicht das richtige Drachenfutter war. Aber er hatte keine Ahnung davon, was ein Drache wirklich braucht. Und er konnte auch niemand fragen. Die meis­ten Drachenwissenschaftler waren genauso ausgestorben, wie die meisten Drachen.
Der Bürgermeister versuchte es mit Rinderhälften, Salatköpfen, Heu, Gras, Gemüse­suppe, Spaghetti, Fischstäbchen, Kartoffelbrei, Bananen und Zuckerwatte. Nur auf die Idee mit dem Schafvlies kam er nicht. Und Mondraigur weigerte sich auch nur das kleinste bisschen aus dem ganzen Angebot zu fressen. Ihm war so schon schlecht genug. Sein Magen knurrte laut und beängstigend. Und der Bürgermeister, der inzwi­schen extra einen Tierarzt und einen ehemaligen Nilpferdwärter aus einem Zoo hinzuge­zogen hatte, dachte schon Mondraigur würde solche bedrohlichen Geräusche machen.
Aber der große, rote Drache in seiner tiefen Höhle machte bald gar nichts mehr. Es war ihm egal, ob die Leute schimpften, weil sie sein Feuer sehen wollten, oder ob sie Steine nach ihm warfen, er schlief. Er würde solange schlafen, bis sein Herz aufhören würde zu schlagen, und bis er seinen letzten rauchenden Atemzug getan haben würde. Und wenn der Bürgermeister noch so besorgt stöhnte, Mondraigur kniff seine Augen zu. So konnte er nämlich diesem Elend entfliehen. Er schlief ein, er schnarchte ein wenig, und er träumte. Er träumte von einem fernen Drachenland, wo ganz viele Drachen lebten. Gefährliche und friedliche, große und kleine, geflügelte und welche mit sechs Beinen. Alle konnten Feuer spucken, manche davon sogar in Regenbogenfarben. Überhaupt machten die vielen Farben der Drachen diesen Traum so schön: Grün mit goldschim­mernden Schuppen, Blau mit schwarzen Füßen und Flügeln, ein schwarz-roter Drache mit zwei Köpfen, ein blaurot gestreifter Drache, ein Braungelber mit Zackenband über Kopf und Rücken. Ein ziemlich dickes Exemplar war pink mit gelben Tupfen. Am Himmel kreisten riesengroße schwarzsilberne Drachen mit unzähligen dünnen Schwänzen, wie ein Tintenfisch Arme hat. Und hässliche lila Kerle mit langen gefährlichen Reißzähnen, mit denen man sich besser nicht auf einen Streit einließ.
Wenn es nach Mondraigur gegangen wäre, wäre er aus diesen Träumen nicht mehr auf­gewacht. Im Traum spielte er mit den bunten Drachen, flog und jagte mit ihnen über den Himmel. Aber da drang ein Sirren in seine kleinen Ohren. Immer lauter, immer aufdring­licher kitzelte es in seinem Kopf und vertrieb selbst die hübscheste Drachendame in orange und weiß. Unwillig schüttelte Mondraigur seinen schweren Kopf. Er brummte, aber das feine Sirren blieb. Bevor der Drache nur ein Auge öffnete, prüfte er vorsichtig durch die Nase, was ihn da zurück in seine stinkende Höhle holen wollte. Außer dem Geruch von gammeligem Fleisch fiel ihm aber nichts auf. Auch mit einem Auge konnte Mondraigur noch nichts erkennen, erst als er wieder beide Augen geöffnet hatte, nahm der große Drache ein seltsames Flirren wahr. Ein Sirren und ein Flirren, ein schwaches Glitzern gar. Neugierig hob er den Kopf. Das Glitzern und Sirren flog vor ihm auf und nieder, landete schließlich auf einem Felsvorsprung und gab Mondraigur einen kurzen Moment Zeit ein kleines, geflügeltes Wesen zu betrachten: Vier Flügel, fein geädert, durchsichtig, wie dünnstes Glas. Einen großen , runden Kopf mit riesigen, halbkugel­förmigen Augen, ein schlanker, sehr langer Leib und nur vorne drei Paar dünne Beine. Das ganze Tier schillerte selbst im Halbdunkel der Höhle grün-blau-golden-metallisch, wie die schönste Ritterrüstung, die Mondraigur jemals gesehen hatte.